"Religion des Gentleman". Über den wissenschaftlichen Dilettantismus des Sinologen und Kriminalschriftstellers Robert van Gulik und die dilettantische Tradition des Detektivromans
Sammendrag:
In den beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte der
niederländische Diplomat Robert van Gulik etwa anderthalb Dutzend
Kriminalromane, die, um die Hauptfigur des Richter-Detektivs Di aus der
Tang-Epoche gruppiert, inzwischen längst zu den Klassikern des Genres
zählen. Der eigenwillige, aber anerkannte Sinologe Gulik, Verfasser auch
von etwa 20 kulturwissenschaftlichen Büchern insbesondere zum Fernen Osten,
übersetzte gleichsam seine wissenschaftlichen Kenntnisse in das damals noch
wenig angesehene Genre des Kriminalromans. Diese Transformation stellt der
Aufsatz in die Tradition des europäischen Dilettantismus, der, obgleich
eine neuhumanistische "Religion des Gentleman", dem Kriminalroman an
geringem Ansehen kaum nachstand.