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Matthias Langheiter-Tutschek

An den Grenzen der Stadt - Regionalismus im aktuellen österreichischen Krimi-Genre

Om forfatteren
Dr.phil., Mag. phil., universitetsassistent i skandinavistikk ved Universitetet i Wien. Langheiter-Tutschek har studert litteraturvitenskap og skandinavistikk ved universitetene i Wien, Reykjavik, Gøteborg og Umeå. Han disputerte ved Universitetet i Wien i 2001. Spesialområder: skandinavisk litteratur etter 1700 og populærkultur.

Sammendrag:

Vielschichtig präsentiert sich ein populäres Genre, das sich quer durch Medien und kulturelle Bezugsräume bewegt. Dabei scheint das in Österreich Geschaffene im Ungleichgewicht zu jenem zu stehen, was durch Vermittlung und Bearbeitung einem heimischen Publikum zu mundgerechten Bissen vorgefertigt wird. So füllen österreichische Buchläden die deutschen Übersetzungen von Donna Leons (geb. 1942) Kommissar Brunetti-Romanen wie auch die Kommissar Wallander-Bände Henning Mankells (geb. 1948).

Noch weitaus unübersichtlicher wird die Bestandsaufnahme, wenn berücksichtigt wird, was über die Kinoleinwände und Fernsehschirme der Alpenrepublik flimmert. Wählt man aus der Fülle, was seinem Selbstverständnis nach "österreichischer Krimi" ist, lässt sich feststellen: Der österreichische Krimi rückt an die Peripherie. Und er tut dies durchsetzt von sehr kräftigen Lebenszeichen der Metropole Wien. Somit verläuft diese Bewegung keinesfalls stringent, gleicht eher einem Zick-Zack-Kurs oder einer Bruchlinie, an deren Rändern sich Exponenten des österreichischen Krimi-Genres bewegen. Verstärkt lässt sich auch ein Grenzgängertum beobachten, das zwischen Stadt und Land, zwischen hoher und trivialer Literatur, zwischen cineastischer Offenbarung und Tohuwabohu-Klamauk pendelt und in seiner Wahrnehmbarkeit von vielen sprachlichen Eigenheiten geprägt ist.

Anhand dreier erfolgreicher Krimi-Projekte der 90er Jahre und einem breiten kulturwissenschaftlichen Ansatz wird die oben genannte Verschiebung sichtbar gemacht: die TV-Serie Kommissar Rex (1993-2003), die insgesamt fünf Romane rund um Simon Brenner von Wolf Haas (geb. 1961) sowie Alfred Komareks (geb. 1945) drei Erzählungen über den Gendarmen Simon Polt (1998-2001). Die bewusste Wahrnehmung, Thematisierung ("Die gespiegelte Wirklichkeit") oder gar Gestaltung ("Die gestaltete Wirklichkeit") dieser Bewegung gibt Aufschluss darüber, wie sehr sich das sogenannte Periphere zu einem neuen Zentralen entwickelt.

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silhuett
9. Februar, 2004