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Modi operandi
 
Elin Nesje Vestli

Auf die Geschichte projiziert: Doris Gerckes Bella-Block-Romane

Om forfatteren
Dr.philos., førsteamanuensis i tyskspråklig litteratur ved Høgskolen i Østfold. Nesje Vestli har studert germanistikk, teatervitenskap og skandinavistikk i Oslo, Wien og Berlin; hun disputerte ved Universitetet i Oslo i 1997. Spesialområde: tyskspråklig dramatikk og etterkrigslitteratur.

Sammendrag:

Gegenstand des Artikels ist Doris Gerckes inzwischen 12 Bände umfassende Reihe (entstanden in den Jahren 1988-2002) über die private Ermittlerin und ehemalige Hamburger Polizistin Bella Block. Das Hauptgewicht liegt auf den zwei Krimis Dschingis Khans Tochter (1996) und Die schöne Mörderin (2001).

Einleitend wird kurz auf Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Bella-Block-Reihe und der zeitgenössischen Kriminalliteratur eingegangen, auch wird die Konzeption der Reihe erörtert.

Danach lege ich den Schwerpunkt auf die Protagonistin. Bella Block ist eine ungewöhnlich angelegte Ermittlerin. Gercke gibt ihrer Hauptperson eine historische Persönlichkeit zum Großvater, den russischen Dichter Alexander Blok, dessen Gedichte eine intertextuelle Ebene der Romane ausmachen. Durch ständige Hinweise auf Blok und seine Zeit, sowie auch auf andere Autoren (etwa Heiner Müller, Peter Weiss, Bertolt Brecht, Leonardo Sciascia und Isaak Babel) wird eine politische und literarische Folie skizziert, vor der sich Bella Blocks Fälle abspielen. Ihre Fälle sind weder klassische Whodunits noch Fälle in der Tradition des hardboiled Krimis. Vielmehr verstricken ihre Fälle Bella Block in europäische Geschichte und Gegenwart. Der eigentliche Fall erweist sich als Teil einer viel größeren Geschichte, und die Lösung ihrer Ermittlungen ist eher ein Postskriptum. Gercke verwendet also die Gattung nicht (wie etwa im traditionellen Whodunit), um einen Mord als Störung der gesellschaftlichen Ordnung und dessen Aufklärung als Wiederherstellung der Ordnung zu beschreiben, sondern um zu zeigen, dass die Welt schon grundlegend zerstört ist und dass die Menschen sich längst damit abgefunden haben. Die Bella-Block-Reihe bietet daher eine kritische und genderbewusste Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart.

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9. Februar, 2004